Ratgeber Speicherkarten, Teil 3, Marke oder Günstig?

Der Urlaub steht vor der Tür und spätestens nun braucht man für die Kameras weitere und vor allen Dingen größere Speicherkarten. Nach dem im ersten Teil das Testen der Speicherkarten erläutert wurde und im zweiten Teil ein wenig Typenlehre auf dem Plan stand, wollen wir wissen, ob Günstig gegen Marke mithalten kann.

Weltweit gibt es nur vier große Hersteller von Flashspeicher für Speicherkarten und Sticks. Das sind neben dem Marktführer Samsung noch die Firmen Toshiba, IM-Flash (Joint-Venture von Intel und Micron, im Handel unter dem Markennamen Lexar) sowie Hynix. Ein Sonderfall ist Sandisk – man hat die eigene Fertigung eingestellt und läßt bei Toshiba produzieren, entwickelt aber selbst. Jede Speicherkarte enthält also Speicher einer dieser vier Hersteller. Neben den bekannten Premium-Marken gibt es noch Budget-Marken wie z.B. Intenso, Platinum oder die Schweizer Firma Savetec. Deren Produkte sind, aus der Schweiz direkt an Endkunden verschickt, besonders günstig, denn mit dem Versand aus der Schweiz wird die in Deutschland fällige Urheberrechtsabgabe umgangen. Alle drei oben genannten Marken beziehen fertige Karten von wechselnden Werken/Herstellern und verkaufen diese unter eigenem Namen. Aktuell spricht einige dafür, dass alle drei Marken Speicher oder Karten von Micron beziehen.

Für den direkten Vergleich wurde eine SanDisk Ultra microSDHC UHS-I Karte aus einem örtlichen Elektromarkt sowie eine SaveTec microSDHC C10 Karte vom Amazon Marketplace eingekauft. Die Wahl auf SanDisk als Vertreter des Markenlagers lag auf der Hand, denn SanDisk ist die in Deutschland beliebteste Marke bei Speicherkarten. SaveTec durfte als Budget-Anbieter wieder liefern, weil wir einige Wochen zuvor von den Leistungen einer 64GB SDXC Karte der Marke positiv überrascht wurden.

Beide Karten überraschten beim Auspacken. Bei SanDisk ist die UHS-I Kennzeichnung nur auf der Umverpackungen zu finden, auf der Karte ist nur eine Class10 Kennzeichnung. Von der Spezifikation her identisch bleibt der fade Beigeschmack, alten Wein im neuen Schlauch gekauft zu haben. Auch SaveTec überraschte negativ – hier fehlte der in der Artikelbezeichnung ausgelobte Adapter, um die Karte auch in Geräten mit Kartenschacht im „Normalformat“ nutzen zu können. Wenn man noch keinen Adapter hat, ist das Fehlen schon sehr ärgerlich.

Marke gegen Günstig

Marke gegen Günstig

Beide Karten wurden mit dem bewährten Programm H2testw von der Zeitschrift c´t getestet. Der erste Durchlauf diente nur der Gewissheit, einwandfreie Karten erwischt zu haben. Im zweiten Testlauf galt es. SanDisk legte vor: Die Schreibrate liegt mit 12,3 MByte/s auf jedem Fall über der von der Spefikation UHS-I oder Class10 geforderten Mindestschreibrate. Beim Lesen gab es dann die stattliche Leserate von 42,2 MByte/s. Damit ist die Karte auch wirklich universell einsetzbar, z.B. mit Adapter auch in Videokameras, wo beim Auslesen großer Dateien hohe Leseraten die Wartezeit am PC deutlich verkürzen.

Kann die SaveTec-Karte da mithalten? Sie kann! Die Schreibrate ist mit 15,1 MByte/s schon deutlich schneller. Beim Lesen aber trumpfte die Speicherkarte mit einer Leserate von 75,9 MByte/s richtig auf. Damit ist die Karte beim Lesen noch schneller als die vor einigen Wochen getestete SDXC Karte von SaveTec.

Savetec_microSDHC_Class10_UHS1_H2testw

Technisch betrachtet geht der Sieg eindeutig an Günstig. Wer glaubt, dass in den preiswerteren Karten eben nur der lahme zweite Wahl-Speicher landet, wird hier klar eines Besseren belehrt. Eine zweit Monate zuvor gekaufte microSDHC Karte von Intenso erreicht fast identische Messwerte wie SaveTec, was deutlich für eine gemeinsame Herkunft spricht. Die SanDisk Karte kann weder beim Preis (bei Amazon derzeit ca 18,50€) noch technisch der SaveTec Karte (bei Aamzon derzeit 12,99 direkt von SaveTec) das Wasser reichen. Für SanDisk spricht die bekannte Markenqualität und der beiliegende Adapter. Android-Nutzer können dazu noch eine kostenlose App für die Dateiverwaltung runterladen. Den enormen Geschwindigkeitsunterschied kann die SaveTec in der Praxis leider selten ausspielen, denn kaum ein Mobilgerät kann derzeit so schnell lesen, wie diese Karte ist. Bleibt der deutliche Preisvorteil und die Gewissheit, dass diese Karte trotz des günstigeren Preises ganz gewiss keine zweite Wahl ist.