Tablet-PC aus China importieren – Abenteuer oder Alternative?

Tablet-PCs werden immer günstiger und es gibt sie inzwischen in allen Größen. Es gibt inzwischen viele Geräte unter 100 Euro im Handel, aber leider ist die Ausstattung und das Display dieser Geräte meist so schlecht, dass sie keine Freude bereiten. Der Blogger nutzt seit gut einem Jahr ein aus China importiertes Tablet und ist nun der Frage nach gegangen, ob man für weniger als 80 Euro (inklusive aller Nebenkosten, also Transport und Zoll) gute Tablets kaufen kann. Dazu wurden zwei Probanden im Preisbereich zwischen 70 und 80 Dollar bestellt, ein Captiva PAD 10 und ein Chuwi V17HD.

Als erstes stellt sich die Frage, was beim Import dieser Geräte zu beachten ist. Aufgrund des Warenwertes, der immer über 22 Euro liegt, muss für die Geräte Einfuhrumsatzsteuer (19%) entrichtet werden und die Päckchen werden beim Zoll kontrolliert. Damit es dabei keine bösen Überraschungen gibt, hier die wichtigsten Tipps:

  1. Keine Fälschungen kaufen. Also bitte kein Ipad oder Galaxy-Tab zum vermeintlichen Superpreis. Fälschungen sind im Regelfall minderwertige Produkte und  werden aufgrund der Verletzung von Markenrechten beim Zoll konfisziert und der Vernichtung zugeführt. Kaufen Sie chinesische Fabrikate, eine kleine Liste etablierter und „stressfreier“ Marken finden Sie weiter unten im Artikel.
  2. Das Gerät sollte nur WIFI und Bluetooth haben. Geräte mit GPS-Empfänger und/oder Mobilfunkmodulen (GPRS, UMTS/3G oder LTE) dürfen nur importiert werden, wenn Sie beim Zoll eine CE-Konformitätsbescheinigung vorlegen können, die von einer Person Firma mit Sitz in der EU ausgestellt wurde. Eine solche Bescheinigung werden Sie praktisch nie vom Verkäufer des Gerätes erhalten. Es droht dann die Einsendung des Gerätes zur Bundesnetzagentur zur Überprüfung, was Regelfall mit der Vernichtung des Gerätes endet. Natürlich kann man Glück haben, dass niemand beim Zoll bemerkt, was das Gerät wirklich kann, aber gehen Sie lieber kein Risiko ein.

Im Detail mal die wichtigsten Punkte, worauf beim Kauf geachtet werden sollte, damit der Import gelingt und am Ende auch ein guter Kauf war:

Marke: Logisch, es sollte eine chinesische Marke sein, die keinen Ärger beim Zoll macht. Bei Tablets etablierte chinesische Marken sind z.B.

  • Ainol
  • Ampe: Bei Ampe aufpassen, es gibt Modelle unter gleicher Bezeichnung, aber völlig verschiedenen Prozessoren und Ausstattungen. So extrem ist es bei keiner anderen Marke aufgefallen.
  • Aoson
  • Captiva
  • Chuwi: Für viele Modelle gibt es alternative Android Images.
  • Cube: Für viele Modelle gibt es alternative Android Images.
  • Flytouch
  • FNF Ifive: Fast schon der Apple unter den chinesischen Tablet-Marken. Sehr gute Geräte mit guter Technik und schönem Design. Leider auch relativ teuer geworden. Das Android ist mit einem Ifive-Skin belastet, der zwar gut aussieht, aber nur Chinesisch anbietet. Es gibt aber im Regelfall alternative Firmware, die man installieren kann und auch sollte.
  • Freelander: Vorsicht, fast alle Modelle haben GPS und ein eingebautes 3G Modul
  • Hasee: Großer Notebook-Fabrikant, der für viele bekannte Marken fertigt.
  • Lenovo: Sehr bekannte Marke, bitte nicht in China kaufen. Es gibt viele Fälschungen und auch bei echten Geräten, die in Europa nicht auf dem Markt sind, droht evtl. Ärger beim Zoll wegen der Markenrechte.
  • Onda
  • Pipo: Für viele Modelle gibt es alternative Android Images. Die Geräte haben einen sehr guten Ruf, sind aber ein paar Dollar teurer.
  • Ramos
  • Sanei
  • Teclast
  • ZTE: In China sehr bekannt, aber auch in Europa schon selbst aktiv. Ähnlich wie bei Lenovo gilt es hier aufzupassen. Bei ZTE ist häufig ein 3G Modul eingebaut.
  • Zenithink: Einer der ersten Tablet-PC Hersteller aus China, der schon vor Jahren auf der eigenen Webseite vor Fälschungen seiner Produkte warnte.

Betriebsssystem: Hier ist Android alternativlos. Es gibt zwar auch Geräte mit WindowsPhone und dem veralteten Windows CE, aber davon sollte man beim Import aus China die Finger lassen. Geräte mit Apples IOS sind garantiert eine Fälschung.

Prozessor: Bei günstigen Tablets stammt das „SOC“ (System On a Chip) häufig von den Herstellern Allwinner, MediaTek (oft MTK abgekürzt) oder Rockchip. MediaTek SOCs haben im Regelfall GPS und ein Mobilfunkmodul eingebaut – solche Geräte sollte man meiden. Allwinner und Rockchip sind chinesische Hersteller. Bei Allwinner sind die Typen A20, A31 (nicht A31s!!!) und A33 empfehlenswert, der neue A80 dürfte noch sehr teuer sein. Bei Rockchip sollte man zu den Typen RK3066 und RK3188 greifen. Der neueste Typ, RK3288, steckt derzeit nur in relativ teuren Geräten. Generell ist es eine gute Idee, mit der Chipbezeichnung nach dem Antutu-Score zu googeln. Je höher, desto besser und bei Werten unter 10.000 sollte man vom Kauf absehen.

Display: Hier gilt es genau zu lesen. Der kapazitive Touchscreen ist 2014 zwar Standard, aber nach wie vor gibt es viele Geräte mit billigen schlechten Displays. Fehlt der Hinweis IPS, dann ist von einem Display mit starker Blickwinkelabhängigkeit auszugehen. Solche Displays sind natürlich viel billiger und daher im unteren Preissegment oft anzutreffen. Gerade bei günstigen 7″ Geräten findet auch häufig noch geringe Auflösungen. Generell gilt hier, je höher die Auflösung, desto besser. Bei 7″ Displays sind 800er Auflösungen, bei größeren Geräten 1024er Auflösungen im günstigen Segment empfehlenswert.

Weitere Ausstattung: Android 4.x ist zwar recht genügsam, aber 1GB Ram sollte das Gerät schon haben. Bei günstigen Geräten ist oft nur 0,5GB verbaut, was dann in der Praxis das Gerät stark ausbremst. Besonders Spiele laufen bei wenig Speicher nicht ordentlich. Solange das Gerät einen Speicherkarten-Slot hat, ist die Größe des internen Speichers nicht ganz so wichtig – unter 8GB sollten es aber nicht sein. Eine HDMI-Buchse ist praktisch, wenn man z.B. Fotos auf dem Fernseher betrachten möchte. Generell muss auf die Beschreibung der Ausstattung genau geachtet werden, denn viele Geräte werden unter gleicher Bezeichnung in verschiedenen Ausstattungen verkauft – bei der Marke Ampe z.B. haben wir im Test bei einem Typ sogar vier grundverschiedene Ausstattungen mit unterschiedlichen SOCs verschiedener Hersteller gefunden. Wenn anhand der Beschreibung Unklarheiten herrschen, fragen Sie beim Händler nach. Bekommen Sie keine Antwort, dann kennen Sie den Service des Händlers und sollten vom Kauf absehen.

Händler: Da der Versand von Artikeln mit Akku aus China in den letzten Monaten immer schwieriger wurde, sollte man bei einem Händler kaufen, der einen Schutz vor Verlust auf dem Transportweg bietet. Plattformen wie AliExpress oder ebay bieten hier einen guten Schutz des Käufers und anhand der Bewertungen kann man abschätzen, wie zuverlässig der Händler ist. Viele Händler testen die Geräte vor dem Versand – ein solcher Schnelltest minimiert das Defektrisiko, kann aber natürlich nicht alle möglichen Defekte finden.